


Ländliche Räume noch abgehängter
Aktuelle Studien und Expert:inneneinschätzungen zeigen deutlich, dass die AfD den ländlichen Raum und vor allem die dort lebenden Menschen stark benachteiligen wird. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, warnt ausdrücklich, dass die Politik der AfD „vor allem Menschen mit geringem Einkommen besonders hart treffen würde – also gerade jene Menschen in ländlichen und strukturschwächeren Regionen“(1) . Damit würde eine ohnehin schon bestehende soziale Spaltung weiter vertieft werden.
Diese Warnung gewinnt zusätzlich an Gewicht, wenn man die sozioökonomischen Rahmenbedingungen vieler ländlicher Regionen Deutschlands – insbesondere in Ostdeutschland – betrachtet. Laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind gerade diese Regionen besonders stark vom demografischen Wandel, von Abwanderung und Fachkräftemangel betroffen. In den vergangenen zehn Jahren verloren viele ostdeutsche Landkreise abseits der städtischen Randzonen bis zu 10 % ihrer Bevölkerung. Für die kommenden zwanzig Jahre prognostiziert das IW einen weiteren Rückgang um bis zu 20 %. Nur durch eine Zuwanderung von etwa 1,5 Millionen Menschen bis 2030 könnte das frühere Wachstumspotenzial wieder erreicht werden. Die AfD lehnt jedoch nicht nur eine weitere Zuwanderung ab, sondern fordert sogar die Rückführung bereits Zugewanderter. Gerade für jene ländliche Regionen, die dringend auf Zuzug angewiesen sind und oft AfD-Hochburgen darstellen, hätte das dramatische Folgen.(2)
Vor diesem Hintergrund bekommt auch die Frage nach der Attraktivität ländlicher Regionen eine Bedeutung. Fehlender Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, digitale Rückständigkeit sowie eingeschränkter Zugang zu Gesundheits- und Bildungseinrichtungen wirken dem entgegen. Der Politikwissenschaftler Kai Haffert betont in diesem Zusammenhang, dass die AfD sich zwar als Partei der „abgehängten Regionen“ inszeniere, inhaltlich jedoch keine kohärente Strategie zur Förderung der ländlichen Räume vorlege – weder durch Investitionen in Infrastruktur noch durch eine konstruktive Wirtschaftspolitik. Vielmehr ziele ihr Programm auf eine wirtschafts- und migrationspolitische Abschottung ab, die strukturschwache Räume zusätzlich isolieren würde. (3)
All dies lässt erkennen: Die AfD bieten den Menschen in ländlichen Regionen keine nachhaltige Perspektive, sondern ihre Politikansätze verschärfen bestehende Herausforderungen durch sozial unausgewogene, migrationsfeindliche und zukunftsverhindernde Maßnahmen.
